Der Hexenturm in Coburg

Der Hexenturm, auch bekannt als Kiliansturm, wurde um das Jahr 1200 als Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung von Coburg erbaut. Benannt nach dem Grundbesitzer Dominicus Nikolaus Kilian, erlebte der Turm im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche Umbaumaßnahmen und hatte eine tragische Geschichte.


Im 16. Jahrhundert wurde der Turm um einen Anbau ergänzt, der als Wohnung für den Nachtwächter diente. Im Jahr 1610 wurde er zu einem Hexengefängnis umgewandelt. Zwischen 1628 und 1633 fanden unter der Regentschaft von Herzog Johann Casimir in Coburg 91 Hexenprozesse statt, die in etwa 70 Todesurteilen endeten.

Eine Sehenswürdigkeit

In den Jahren 1781/1782 wurde die innere Wehrmauer teilweise abgerissen und der Anbau zur Fronfeste zu einem Gefängnis umgestaltet. Nach der Verlagerung des Gefängnisses in die Leopoldstraße überließ die Landesregierung das Anwesen der Stiftung Coburger Sonntagsschule. Diese ließ zwischen 1861 und 1863 ein neues Schulhaus nach Plänen von Stadtbaurat Julius Martinet errichten und gestaltete in diesem Zuge auch den Hexenturm neu. Der Turm, der einst ein Fachwerkobergeschoss und einen achteckigen Helm hatte, ist heute ein bemerkenswertes Bauwerk.

1998 erwarb die Gemeinschaft "Stadtbild Coburg" e. V. den Hexenturm, der seitdem vielfältig genutzt wird, unter anderem den dort befindlichen Saal für Veranstaltungen.

Architektonische Merkmale

Der Hexenturm ist ein eindrucksvolles Beispiel mittelalterlicher Architektur in Coburg. Er ist dreigeschossig und aus robusten Sandsteinquadern erbaut, die eine langlebige und stabile Struktur bilden.


Besondere Merkmale sind die romanischen Steinmetzzeichen, die sich über die Quader bis zur ersten Etage erstrecken und von der hohen handwerklichen Qualität zeugen. An der Nordseite befindet sich eine zugesetzte Pforte, die einst auf den Wehrgang der Stadtmauer führte. Im Erdgeschoss sind zwei rechteckige Fenster und im ersten Obergeschoss drei Fenster zu finden, während das zweite Obergeschoss mit insgesamt sechs schmalen Fenstern ausgestattet ist.


Das angrenzende Satteldachgebäude ist im neugotischen Stil gestaltet und hebt sich durch seinen trapezförmigen Grundriss hervor. Ein flach vortretender Mittelrisalit mit einem großen, spitzbogigen Fenster verleiht dem Ensemble eine besondere ästhetische Note.


Mit einer Höhe von etwa 14 Metern und einem Außendurchmesser von 6,5 Metern hat der Hexenturm eine dominierende Präsenz in der Coburger Stadtlandschaft. Seine massiven Wände sind bis zu 1,6 Meter dick und verleihen ihm sowohl eine beeindruckende Erscheinung als auch historische Bedeutung. Der Hexenturm ist ein faszinierendes Relikt, das Architektur und Geschichte in einzigartiger Weise verbindet.

Erinnerung an die Opfer der Hexenverfolgung

2014 wurde von den Dekanaten der römisch-katholischen und evangelisch-lutherischen Kirche sowie der Stadt Coburg eine Gedenktafel am Hexenturm angebracht, um an die Opfer der Hexenverfolgung im 16. und 17. Jahrhundert zu erinnern. Die wechselvolle Geschichte des Hexenturms, vom Gefängnis über eine Schule bis zu einem kulturellen Veranstaltungsort, zeigt die vielfältige Nutzung des historischen Bauwerks im Laufe der Zeit.